Wer sich der Kunst verschrieben hat, muss einen langen Weg zurücklegen
Rudolf Wild war ein echter Künstler auch in dem Wissen, dass das innere Bild nie zu verwirklichen, das Ziel unerreichbar ist. Als ich den 88jährigen zu seinem ungebrochenen Schaffensdrang beglückwünschte, sagte er: Es ist nicht schön, wenn man alt wird. Nicht die Last des Alters drückte den immer Lebensfrohen, sondern das Bewusstsein, auf der Höhe seines Könnens zu stehen, an der Schwelle zu neuen Möglichkeiten und keine Zeit mehr zu haben, das Neue auszuprobieren. Er wusste, wer sich der Kunst verschrieben hat, muss einen langen Weg zurücklegen; das dem Menschen zugemessene Leben ist zu kurz, auch wenn es an die neunzig Jahre währte.
(Auszug aus der Gedenkrede von Max Rupp, seinerzeit Direktor der Kunstschule Mainz, anlässlich der Gedächtnisfeier zum 90. Geburtstag von Rudolf Wild)
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